Nutzen & Co

Die 17. Ausgabe des Berliner Videomagazins AK KRAAK ist erschienen.

AK KRAAK ist ein Videomagazin, was inzwischen seine siebzehnte Ausgabe produziert hat.

Ziemlich viel, wenn man bedenkt, daß diesem Medienformat anscheinend Widrigkeiten im Wege stehen, die einen weitverbreiteten Gebrauch immer noch erschweren. Diese Art Nichtnutzung steht für ein komisches Mißverhältnis, wenn man z.B. an den inflationären Gebrauch von Videos im Kunstbereich denkt. Selbst Beispiele, die „Infermental“ heißen, fallen einem immer noch ein, schlichtweg weil es so wenig gibt. Oder eben „UTV“ und „ZAP“ oder das kurzlebige Wiener „LokalTV“, das jetzt von anderen BetreiberInnen in eine Art selbstorganisierten TV-Sender „TIV.“ überführt wird.

Bei AK Kraak funktioniert das Format ‘Videozeitung’ wie ein flanierendes Reportagemagazin über, mit und von einer best. aufgeklärten Autonomenszene, in der sich niemand mehr ohne Zähneknirschen als AutonomeR bezeichnen würde. Kein Moderator und immer ca. fünf bis acht Beiträge im Zeitrahmen von 60 bis 90 Minuten. Die vielleicht befürchtete Linkskitsch-Feuerspuck-Ästhetik kommt kaum vor. Bilder zum diesjährigen 1.Mai-Ritual tauchen nicht auf. Man wird auch nicht überrascht durch filmästhetische Irritationen.

Etwas trashig anmutende 3D-Logoanimationen sind die Spitze eines ästhetischen Eisbergs, der vom innovativen Grad her in erster Linie informationsund diskussionspolitisch funktionieren möchte und das tut. Publikum wird be- und gesucht an Vorführungsabenden in einschlägigen/ bekannten Veranstaltungs- und Gastronomieorten, künftig nicht nur in Berlin.

Ein Beitrag schildert, wie gezielt Raumpflegekonzerne mit dem illegalisierten Status von EinwandererInnen schweinesystemmäßig Profit machen.

Wie verschärfte Asylgesetzgebung nebenbei als Wirtschaftsförderungsmaßnahme funktioniert, ist ein Aspekt, der auch durch die Sans-papier-Bewegung herausgearbeitet wurde. Ein Bericht zum Welthandelsgipfel „WTO“ in Genf verdeutlicht u.a. wie sich angesichts neoliberaler Konzentrationsstreben auch unterschiedlichste internationale Widerstands- bis Bürgerrechtsgruppen untereinander gut globalisiert haben. Im Interview mit einer zweigeschlechtlichen Person erfährt man, wie und daß zweigeschlechtlich Neugeborene („Intersexed“) binnen zwei Tagen nach der Geburt in der Regel von einer Art medizinischer Eingreiftruppe so weit als möglich Richtung Eingeschlechtlichkeit umoperiert werden.

Die irritierten Eltern, als Opfer dieser medizinisch-ethischen Paranoia, werden dabei so lange rhetorisch weichgeklopft, bis sie zustimmen. Wer sich in der besagten politischen Szene nicht so oft bewegt, aber Verbindung halten möchte, hat hier relativ kompakten Zugriff auf aktuelle Informationen in dieser Art Umfeld. Wenn funktionierende Binnenmedien Voraussetzung sind für eine sich verbessernde politische Arbeit, ist diese Bedingung durch AK Kraak brauchbar gegeben. „AK“ steht wahlweise für „Aktuelle Kamera“ oder „Arbeiterkampf“. Das angesprochene Binnenmedium erfüllt sich z.B. in einem diskursiven Feature zur diesjährigen Innenstadtaktion, die nach wie vor trotz trifftigem Themenkreis und sogar lustigen Aktionsideen (Topfdeckel als Tellerminen im Tiergarten vergraben plus weiträumiger Absperrung) kaum ans Licht der Öffentlichkeit dringen konnte, wie eben ein Protagonist dieser Aktionstage selbstkritisch einräumte und Konsequenzen fordert.

  "AK Kraak" Nr.17 kostet 40 DM AK Kraak Torstr. 216 10115 Berlin          

Starship 1: Just what is it that makes today's Berlin so different, so appealing?
  1. Editorial #1 Starship
  2. Moontrip Ulrich Heinke
  3. Und täglich grüßt das Murmeltier Ariane Müller
  4. Golfen Katja Eydel
  5. ...ein guter Satz aus Zufall, meinetwegen! Michaela Eichwald
  6. Letztens hat mir mein Freund U. Judith Hopf
  7. Joan Semmel, Sylvia Sleigh, Audrey Flack Antje Majewski
  8. Ein schönes und intelligentes Ambiente Stefan Römer
  9. The Terror Starship Florian Zeyfang
  10. Wer ruft das Off von außen ? Ariane Müller
  11. gentrifikation / nullpunkt / broken windows* Nicolas Siepen
  12. „Die Beute“ - Relaunch Sabeth Buchmann
  13. Woher man denn kommt Isabelle Graw
  14. SituationistInnen und andere ... Katrin Pesch
  15. Immer noch Jim Dines Mülleimer Gunter Reski
  16. Futura 2000 Axel John Wieder, Christian Flamm
  17. Der NINA TEMPEL und HUCKS HAUS Elke aus dem Moore
  18. Primärfarben anscheinend verboten Gunter Reski
  19. Todesenthusiasten Petra Langemeyer, Heike Munder
  20. May 98 Kyron Khosla
  21. Was, wenn es Wirklichkeit wird ? Elisabeth Hautmann
  22. Grammatik: Schwierigkeiten bei der Anwendung des besitzanzeigenden Genitivs Frank Frangenberg
  23. Das Ende Mussolinis Linda Bilda
  24. Nutzen & Co Gunter Reski
  25. Domination and the Everyday Ulrike Müller
  26. Gegen Grenzproduktion in der Festung Europa
  27. Radek Oleg Kireev
  28. Polonia Express Tibor Varnagy
  29. Flauberts frühe Fickgeschichten Fabian Reimann
  30. Aus Alzheimer Helena Huneke
  31. Hallo neues Vorbild Gunter Reski
  32. Einige Fragen beim Lesen von Henry James Francesca Drechsler
  33. 100 Jahre Merve Hans-Christian Dany, Peter Gente, Heidi Paris, Ulrich Dörrie
  34. Reise mit Fragezeichen zur Minus 96 ins Ahornblatt nach Berlin Barbara Schüttpelz, Stephan Dillemuth
  35. Ich fühle daß mein Glück Kerstin Kartscher
  36. Jeder Mensch, der ein Bier falten kann, ist ein Künstler Ran Huber
  37. knife under pillow Phil Smith
  38. what's in the pantry today ? Massimo Richter
  39. Stirbt der Mensch als Künstler Dany Müller
  40. Anmerkungen zu Henry Bond Starship
  41. You're next Cathy Skene
pageview counter pixel