Florian Zeyfang

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Nicht nur im Wunsch nach ökonomischer Anerkennung äußert sich der Verdinglichungseffekt der Galerie, bzw. der Entwicklung, für die sie steht.

Mag sein, daß der Wunsch nach definierteren Dingen, oder nach der Definition der Produkte als Dinge im Internet mit der Angst vor einer generellen Entstofflichung der Materien und Debatten zu tun hat, also konträr zur ursprünglichen Euphorie der Entkörperlichung verläuft. Mag auch sein, daß der Neoliberalismus und gleichzeitig die Abstraktion des globalisierten Handels diesen Bedarf gefördert hat, nicht nur im Internet.

Die Autoren des Artisan Manifests beziehen sich jedenfalls ganz konkret darauf. Allerdings mutet ihre, vielleicht ironische, Überhöhung des Werts der Selbstverwirklichung in der Produktion von schönen Dingen, als dem Gegensatz zu der im Neoliberalismus ausschließlichen Möglichkeit, Handel zu treiben, etwas seltsam an13, wie eine Karikatur des bürgerlichen Künstler-ideals und Produktionsethos.

Das Modell Artisan im Netz ist ebenfalls aus dem Wiedererstarken der Objektorientierung entstanden, der Rückkehr ins Land der Dinge, auch wenn die Dinge "nur" digital sind.

Nach den Texten, die sich Gedanken um ihre Produkthaftigkeit machten, sind die HTML-Seiten, die auch nur Text sind, die Werbefotos und die Avatare, oder besser ihre ErstellerInnen, voll des Wunsches, daß sie auch Dinge seien: im realen Leben und in der realen Kunst. Dabei dominiert wieder die individualistische HerstellerInnenrolle.

Man kann sich schwer der Attraktion entziehen, selbst wenn einem der Verstand sagt, daß man damit auch gerade eine Funktion der Ideologien des freien Welthandels dar - und herstellen könnte. Das Handwerkermodell scheint die Funktion übernehmen zu können, die Nachteile auszugleichen, ohne die Vorteile zu rauben. Es sagt: Hey Nerd, darfst weiter allein vor dein 20zöller hocken, oder vor dein Objekt. Hauptsache, es kommen wilde Sachen dabei raus.