Von Florian Zeyfang

Da HTML Layout vom Hobby zum Beruf wird,
muß man sich ein Berufsbild schaffen, das die Tätigkeiten faßt, die vor
dem Bildschirm stattfinden können und bei denen es sich in irgendeiner
Weise um die Herstellung eines Produkts dreht.
In den Debatten im und um das Internet gibt es eine,
die sich den Begriff des Digital Artisan vorangestellt hat. Die Ideen
dazu begegneten mir z.B. in Manchester durch einen Vortrag von Richard
Barbrook bei einer Paralellveranstaltung zur ISEA 19981.
Mir drängten sich da zwei Fragen auf: zum einen welche
Tätigkeit dann zum Berufsbild KünstlerIn-im-Netz beiträgt und wie sich
dieses dann zum programmatischen "Handwerker" verhält, zum anderen, etwas
unvermittelter, die Diskussionen zum Berufsbild KünstlerIn überhaupt,
wie sie in letzter Zeit z.B. im Umfeld des USamerikanischen Magazins October
geführt wurden.
Dort generiert sich das Thema allerdings weniger aus
dem Wunsch nach einer Zusammenfassung divergierender Disziplinen, sondern
im Gegenteil aus dem Versuch, mit einer Einschränkung des Berufsbildes
wieder etwas "Klarheit" ins Kunstprogramm zu bringen. Dazu wird immer
wieder der Begriff "Skills" bemüht, also der Fähigkeiten, die einen Beruf,
in diesem Fall den des/der KünstlerIn, auszeichnen und definieren.
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Bei unterschiedlicher Zielsetzung bedienen sich beide,
unabhängig voneinander in Kunst und Net existierende Diskussionen eines
handwerklichen Vokabulars. Ansonsten gibt man sich separatistisch: Die
Kunsttheorie hat sich bislang in der Beurteilung von sogenannter Netzkunst
weitestgehend zurückgehalten. Kritik wurde bis auf wenige Ausnahmen nur
in Netzmagazinen geübt; die üblichen Kunstpublikationen reagierten fast
nur auf documenta - sanktionierte Projekte: sicherlich auch Ausdruck einer
gewissen Uninformiertheit und des Fehlens einer kritischen "Präselektion",
auf die man sich beziehen könnte. Neuerdings gelangt nun doch einiges
an die Kunstoberfläche. Es wird geschrieben und kritisiert, jedoch dabei
vor allem die Distanz betont, als ob es sich bei Kunst im Netz um etwas
ganz anderes handeln müsse, das außerdem so eindimensional ist, wie Computeroberflächen
nun mal eingeschätzt werden. Diese Distanz wird allerdings auch von der
Seite der NetzkünstlerInnen gerne betont. Doch die Annäherung ist nicht
aufzuhalten und damit auch die Vergleiche der Praktiken. Aber nicht nur
in der Wahl der Begriffe können Parallelen gezogen werden, nach denen
die NetzkünstlerInnen und ihre Arbeitsweise stärker dem KünstlerInnenbild
einer aktuellen Kunstkritik entsprechen, als diese es vermutet und vielleicht
haben möchte.
Um eine Artisandebatte im Netz führen zu können, müssen
natürlich erst die Grundlagen festgestellt werden: Aller Arbeit im und
am Netz gemeinsam ist, so will es die Digital Artisantheorie, ein Produkt,
das ähnlich dem Handwerker-/Kunststück einzeln erstellt wird. Meist geschieht
das in teilweise tagelanger Handarbeit und nur durch eine Person, die
über das Wissen zur Durchführung dieser Arbeit von Anfang bis Ende verfügt
oder diese Vorgänge sogar, teilweise oder ganz, selbst entwickelt hat.
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