Bad Company - In schlechter Gesellschaft

"No clients - no company" heißt es in der Einleitung. Eine simple und gleichzeitig bestechende Logik. Mehr gibt es eigentlich auch nicht zu sagen, aber ... zu lesen und zu lernen.
aus einer Kundenrezension, (amazon.de, August 2002)

In den ersten Minuten des Films The Godfather (USA1972, Regie: F.F. Coppola, user rating bei imdb.com: 9.0 von10, 120861 votes), wird das Geschäftsmodell der Mafia entwickelt. Ein Kunde erscheint bei Don Vito Corleone (Marlon Brando) im Büro und fragt eine Dienstleistung (Rache an einem Verbrechen gegen seine Tochter) an. Dafür möchte er den Paten bezahlen. Aber der Pate qualifiziert den Kunden weiter, er erklärt die Regeln. Geld helfe da nicht, sondern er erwarte Freundschaft und Respekt. Die Kunden werden in Abhängigkeit gezwungen, diese angeeignete und kulminierte Macht erst bringt die Mafia in Position für ihr Dienstleistungsangebot: Schutz. Der Kunde willigt in die Geschäftsbedingungen ein. Er verpflichtet sich, ohne Rücktrittsrecht und ohne die Zahlung von Geld, welches ihn in bequemer Unabhängigkeit gelassen hätte.

Der Mafiakunde muß seine eigenen Dienste in das Geschäftsmodell einbringen: er ist der Blueprint des arbeitenden Kunden. Heute sind es die Kunden der .coms, die online Formulare ausfüllen, Rezensionen schreiben, oder ihr eigenes Kontrollorgan sind:

"Super ebayer, gerne wieder!"
(www.ebay.de)

In "The Godfather" werden Kundenbeziehungen noch auf archaische Art behandelt. Das Patenkind Corleones, ein vielversprechender Sänger, wird mit Mafiagewalt aus einem Knebelvertrag herausgeholt: "Entweder sehen wir hier deine Tinte oder dein Gehirn auf diesem Vertrag." Wer auf diese Weise Künstlerintegrität wiederherstellt, erreicht selbst eine erhabene Funktion, er setzt sich über monetäre Interessen hinweg und erklärt sich zum sympathischen Freigeist.

Das solche Typen gesucht sind, beweist eine Kundenrezension zu Be Cool (USA, 2005 Regie: F.G. Gray, user rating bei imdb.com: 5.5 von 10, 3046 votes):

"der film is hot!!"
(www.filmz.de)

Sicher deshalb, weil hier auch zu Beginn ein Vertragsverhältnis ohne die Angabe von Gründen (cool) aufgelöst wird. Der ehemalige Geldverleiher Chili Palmer (John Travolta) befreit eine talentierte Soulsängerin von ihrem unfähigen Management. Ehrgeiz, Talent und Kreativität, darüber wird in Be Cool dankenswerterweise nur aus ironischer Distanz gesprochen. Das Musikgeschäft wird als schillernde Kulisse gebraucht, um einen coolen Geist zu installieren, der armen SängerInnen aus der Castingshowpatsche hilft.

Die vom Geschäft gebeutelten, weil ahnungslosen Künstler sind der Prototyp der neuen Kundschaft. Hoffnungslos kreativ, schaffen sie den Mehrwert, für den sie gleich selbst bezahlen.

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