Gunter Reski
Diese Art Gegenüberstellung ist eher heikel, wird hier im Text aber eher probehalber zwecks besserer Textdramaturgie zugespitzt. Diese eigentümliche Polarisierung läßt sich auch so beschreiben: eine punktuell einmalige Sinnreizung tritt im k.o.-Modus an gegen eine meterlange Zeichenkette, die dann ein jeweils personengebundener Wahrnehmungsapparat tapfer durch seine individuellen Gehirnwindungen wandern läßt. Linguistic Turn als ein Bestandteil von Geisteswissenschaft u.a. meint, bestmöglichst alles von Welt mittels Sprachstruktur fassen/erklären zu können. Die Legitimation dazu ergibt sich aus einer vermeintlichen Omnipotenz von Sprache, alles irgendwie beschreiben zu können, was nur irgend existiert. Der Linguistic Turn ist eng gekoppelt an ein bestimmtes Niveau von Zivilisationsleistung, womit sich einhergehend die Möglichkeit zur Reflektion und Selbstkritik und weiter Selbstbesserung überhaupt erst ermöglicht. Denkt man so.
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Dagegen hat die Vorstellung von künftig einer Zivilisation, die sich ausschließlich durch visuelle Signale gegenseitig vergewissert und Inputs hin und her schickt, im Sinne einer Gläubigkeit an Aufklärungsorgane schnell etwas Redundantes, fast wie die drohende Abschaffung des Alphabets. Es läßt sich ja tatsächlich in beinahe alles mögliche eine Art von Sprachsystem als (virtuell) roter Faden hineinbeamen, worauf sich dann an diesem entlang Erklärungen nahezu aufdrängeln. Selbst ein Umstand wie Dieselmotor ist damit annähernd verbal nachzuvollziehen. Einen sehr hohen Grad an Sprachgläubigkeit kennzeichnet beispielsweise die Auffassung, bevor etwas nicht einen Begriff verpaßt bekommen hat, würde es noch gar nicht existieren. Weiß der Apfel, daß er ab dem Moment, wo er Apfel heißt, jetzt nicht nach Birne schmecken darf ?
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