Nico Siepen

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Eine gewisse explosive Eile, die die Form selber sprengt: wie wenn man versucht, ein Sandloch von einfließendem Wasser freizuhalten, um den glitzernden Grund nicht aus den Augen zu verlieren; eine ernste Sache: wie ein Feuerwerk in einem geschlossenen Raum. Daniel Johnston zerlegt die Zeit mit zwei Spielzeugpistolen in knallende Bewegungsschnitte, Peng ... Peng Peng ... Peng, in Rhythmus, über den sich gut krächzen und klagen läßt, und beweist, daß es für so eine Tat keiner privilegierter Werkzeuge bedarf.

Soviel zum Verhältnis von Geld und Musik. Rette sich wer kann!

Das Kino betrifft es komplett: der Film steht in unmittelbarer Beziehung zu einem permanenten Komplott einer internationalen Konspiration, die ihn innerlich bestimmt und die sein intimster und unentbehrlichster Feind ist. Geld, die von der Zeit in den Austausch versetzte Inflation: unaufhörlich den ungleichen Austausch ohne Äquivalent wieder in Gang zu bringen; Bilder gegen Geld, Zeit gegen Bilder zu liefern, Zeit, die durchsichtige Seite, in Geld, die undurchsichtige Seite, zu verwandeln. Wir haben dieser Welt der Explosionen, Rotationen, und Vibrationen viel zu verdanken. Der Film wird dann zu Ende sein, wenn kein Geld mehr da ist!

fin ... nicht nur der Film ... komm wir machen ein Picknick, dort unter dem seltsamen Magnolienbaum ...

Einladung: Mehr als ein Vogelnest weniger als eine Wohnung!

 Mehr als ein Vogelnest  weniger als eine Wohnung!

 

Letztens (siehe Starship Nr.1 S.45) habe ich leichtsinniger Weise versprochen unter ideologiekritischer Sicht die beiden auf Stadt angesetzten soziologischen Streifschüsse mit Namen: "broken windows" und "Gentrifikation" auf einen sprachlichen Platz zu quetschen, um zu sehen, wo sie heimlich zusammenarbeiten. Ich glaube mittlerweile, es ist besser, von einer Gentrifikation in der Darstellung: A broken window in the eye auszugehen.

Wie dem auch sei, ich schlage vor: unter dem Gesichtspunkt "365 Tage schwebende Ökonomie", sich im Zeitraum von Silvester 99 bis Silvester 2ooo mit diesem Kurzschluß zu beschäftigen. Das ist naturgemäß weniger als ein Thema und mehr als eine Gebrauchsanweisung: vielmehr ähnelt es von weitem einem Picknick, eine Art Ungleichgewicht: unpersönliche, zufällige, lokale Situationen, die punktuell kollektiven Sinn erzeugen - versus: Kollektiv-Subjekt-Wir-Typ und Einzel-Subjekt-Ich-Typ. Begegnungen, die prinzipiell kein Morgen kennen. Der Text (Vis-à-vis) ist selber schon ein Beitrag zu diesem Unterfangen.

Als Raum steht ein Teil des Ladens: Schröderstr.9 Ecke Bergstr. in Berlin Mitte zur Verfügung (2 Wände und ein Schaufenster), es können aber andere Räume, an anderen Orten, dazukommen und warum sollte man nicht auch Dinge schicken können?

Kontakt: Nicolas Siepen, Schönhauserallee 64 10437 Berlin, Tel/Fax: 030/4455302,Email: schroeder @ Berlin.snafu.de